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Übersinnliches, Wunder

Wesen des Wunders

Das Wunder ist ein zentrales, typisches Element der Religion. Es kommt in ALLEN Religionen vor. Vielleicht ist es das, was Religion im Kern überhaupt ausmacht.

Ein Wunder ist, wenn etwas geschieht, das eigentlich - aufgrund der Naturgesetze - nicht passieren dürfte. Ein Wunder demonstriert so zweierlei: Erstens, dass die Welt offenbar gelegentlich "wahnsinnig" sei, also nicht mit der Vernunft erfasst werden könne, dass der Mensch immer auf der Hut vor dem "Übernatürlichen" sein müsse. Zweitens gibt es da immer die Erzeuger von Wundern. Was müssen das für mächtige Wesen sein, die die Naturgesetze in ihrem Sinn manipulieren können!

Beides sind Quellen der Angst: Einerseits der Angst vor dem Verrücktwerden der Welt, vor deren drohender Unberechenbarkeit, andererseits der Angst vor denen, denen diese verrückte Welt offenbar dennoch gehorcht.

Diese Angst kann wiederum - geknüpft an das Einhalten von Bedingungen (religiöser Gehorsam, Loyalität zu den Beherrschern der Wunder) - besänftigt werden. Dies ist ein flexibel anwendbarer Herrschaftsmechanismus.

(Es gibt - auch unter Theologen - Versuche, das Wundersame am Wunder vernünftig zu erklären. Etwa wenn der Kirchenlehrer Ambrosius das Marienwunder dadurch plausibel zu machen versuchte, dass er eine - damals fälschlich vermutete - jungfräuliche Geburt von Vögeln als Argument dafür anführte, dass Gott beim Menschen leicht dasselbe bewerkstelligen könne. Solche Argumentation wurde kritisiert, weil sie natürlich das Wundersame am Wunder reduziert, und damit seine Wirkung, ja seinen eigentlichen Sinn.)

Der Wahnsinn des Wunders hat nämlich gewissermaßen Methode, denn gerade das Unmögliche zu glauben, öffnet den Weg zum "Göttlichen". Warum? Weil gerade so erfolgreich die eventuell vorhandene Vernunft torpediert wird, um das Bewusstsein für die hineinzufüllenden Dogmen zu öffnen. Der Wunderglaube verwickelt die sich wehrende kontrollierende Vernunft in einen langen, ermüdenden Kampf mit den Wünschen und Gefühlen, solange bis sie eventuell die Waffen streckt... (Funktionelle Ähnlichkeit mit dem zen-buddhistischen Koan, das ebenfalls gewissermaßen das Denken zermürben soll, um die "Tiefe des Seins dahinter" zu "enthüllen"?)

Die Wirkung ist vergleichbar mit der von Schlafentzug bei der Folter oder mit der Wirkung der "Wahrheits"-Droge Natriumpentathol: Das Kontrollzentrum der Persönlichkeit wird angegriffen, nach Möglichkeit ausgeschaltet. Übrig bleibt der vom Numinosen Traumatisierte, der leicht zu leiten ist, das viel und gerne gesehene "Schaf".
Das Schaf

Das ist das eigentliche Ziel, das Wesen des Wunders in den Religionen: Herrschaft, begünstigt durch Angst, gefördert durch das Zermürben der nun nicht mehr kontrollierenden Vernunft.

Sinn des Wunders ist, denkende Menschen - gerne auch Theologen - in den Wahnsinn zu treiben.

Gartenwunder


Ein Wunder ist mir wiederfahren! Ich schlug einen herumliegenden Stecken in den Gartenboden, zu dem Behufe, die Grenze zwischen einem Komposthaufen und einem Beet zu befestigen. Du oh Herr ließest ein Wunder geschehen, und der Stecken fing an auszutreiben... (Kurz vor Ostern 2003. Der zweite Stecken, ein alter Besenstiel - im Bild rechts außen - trieb nicht aus...)


Erklärung zweier anderer "Stecken-Wunder", Aaarons Stab, Moses' Wasserfelsen:
www.unmoralische.de/bibel.htm#aaron
(Hier auch Aufklärung weiterer biblischer Wunder)

Nordkoreanische Wunder

"... Seit der "Geliebte Führer" regiert, geschehen in der Natur Nordkoreas wahre Wunder. Bereist er sein Land, blühen auf einmal Aprikosenbäume im Herbst, auf den Äckern wachsen plötzlich Rosen und an der Küste finden Fischer "merkwürdige weiße Albino-Seegurken". Von Wundern solcher und anderer Art berichtet die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Und was die berichtet, ist amtlich. Als Kim Jong-Il zum erstenmal einen Golfschläger in der Hand hatte, ist es ihm gelungen, den Ball gleich fünf Mal hintereinander in das Loch zu befördern - mit einem einzigen Schlag. Das ist physikalisch zwar eine Unmöglichkeit - für Kims Hofberichterstatter aber die reine Wahrheit über seine überirdischen Kräfte. ... Selbst seine Geburt wird mystisch verklärt. 1942 soll er zur Welt gekommen sein. "Auf dem Heiligen Berg Paekdu" sei er geboren worden, erzählt die offizielle Geschichtsschreibung. Zwei Sterne und ein doppelter Regenbogen sollen über der Stelle geleuchtet haben- und Jesu Geburt in Bethlehem übertroffen haben. Die Wahrheit ist banal."

Text aus der WamS vom 11.06.2000: "Nordkoreas Diktator Kim betrügt sein Volk mit angeblichen Wundern"


Kommentar überflüssig.
Dieses hübsche Beispiel für das Entstehen von Wundergeschichten habe ich auf Utes Own gefunden.
maria1.gif

Wunder der jungfräulichen Geburt

Das Dogma von der jungfräulichen Geburt dürfte schon manchen armen Theologie-Aspiranten in den Wahnsinn getrieben haben (was auch der Sinn des Wunders ist - siehe obige Definition!). Theologen haben den Anpruch, wenigstens teilweise vernünftig zu denken. Daher haben sie alle möglichen Argumente gefunden, die eine Jungfrauen-Geburt plausibler machen sollten. Ein "Renner" war die Behauptung irgend eines frühen Theologen, Marias Schwängerung sei eventuell durchs Ohr erfolgt...

Tradition der Jungfrauengeburt

Die Vorstellung, dass sterbliche Frauen von Göttern und Geistern geschwängert werden konnten, und dass dadurch ein Gott oder Gottähnlicher geboren wurde, galt in der antiken Welt (Ägypten, Babylon, Indien, Persien, Griechenland, Rom) als Selbstverständlichkeit. "Jungfrauengeburt" war in vielen Mythologien eine Art Dauerbrenner, ähnlich gewissen Sensationsthemen in heutigen volkstümlichen Medien. Dabei dürften sich verschiedene Mythen gegenseitig beeinflusst haben. Man spricht sogar von einer gewissen "Erbfolge" zwischen den Mythologien bzw. Religionen.

Nur ein paar Beispiele:

Um 2850 vor Chr. behauptete König Sargon von Akkad, Sohn einer Jungfrau zu sein, um damit als gottähnlich zu gelten.

Buddhismus: Buddha soll als Sohn der unbefleckten Jungfrau Maya geboren worden sein. (6. Jh. vor Chr.)

Im alten Persien wurde Zarathustra als Sohn einer Jungfrau verehrt.

Die Göttin Hera soll ihren Sohn Hephaistos jungfräulich geboren haben.

Der alte mexikanische Gott Quetzalkoatl soll Sohn einer jungfräulichen Mutter gewesen sein.

"Heilige Jungfrau" war der Titel der Huren-Priesterinnen der Ishtar, Aschera oder Aphrodite. Dabei war mit Jungfräulichkeit nicht das gemeint, was wir heute darunter verstehen, sondern es hieß einfach "unverheiratet". ("parthenos" ist sowohl die Jungfrau als auch einfach die junge Frau.) Aufgabe der "heiligen Jungfrauen" war es, durch sexuellen Gottesdienst (später: Tempelprostitution) den Segen der Mutter zu erteilen, zu heilen, wahrzusagen, usw... Dabei wurden sie Bräute eines Gottes. Die daraus entstandenen im Tempel geborenen Kinder wurden z. B. von den Griechen "parthenioi" (jungfrau-geboren) genannt.

Dionysos, der Sohn des Gottes Zeus und einer irdischen Frau namens Semele, war ebenfalls das angebliche Produkt einer unbefleckten Empfängnis. (Übrigens verwandelte angeblich auch Dionysos Wasser in Wein, starb am Kreuz und stand danach von den Toten auf!)
Vgl. hier:   "Vorbilder der Jesus-Saga"

Als recht genaues Vorbild der christlichen Gottesmutter gilt die Göttin Isis, die bekannteste Göttin Ägyptens in der Mitte des 2. Jahrtausends vor Chr. Die Ähnlichkeiten sind frappierend. - Nachlesbar in: Karlheinz Deschner, Abermals krähte der Hahn. btb 1996.

Aus einer Predigtmeditation

"geboren von der Jungfrau Maria". "Geheimnis des Glaubens" sagen die, die unbedingt daran festhalten wollen - und verdächtigen die anderen des Unglaubens. Ich sage es trotzdem: Wer seinen Verstand opfern will, um seinen Glauben zu retten, möge dies tun. Er möge es aber nicht von den anderen auch verlangen. Die Jungfrau kam zum Kind, weil der Prophet Jesaja Recht behalten musste und Jesus der prophezeite Messias sein sollte. Und so nebenbei wurde aus einer "jungen Frau" im Alten Testament eine "Jungfrau" im Neuen. Diese kleine Veränderung hat nicht nur Jesus die durch die so böse Sexualität weitergegebene Erbsünde erspart, sondern dazu ein über Jahrhunderte verheerend wirkendes Frauenideal geschaffen: Maria, die keusche, die willenlose, die zu allem bereite Magd des "Herrn". Viele Herren haben sich in der Geschichte des Christentums solcherart erzogener Mägde bedient und tun es noch heute.

Aus: E. Cran, Predigtmeditation zum "Apostolischen Glaubensbekenntnis"

hier der komplette Text

Verdrängte Sexualität, Marienerscheinung

Die ewigen "Marienerscheinungen" der Mönche (oder die parallelen Spielereien mit dem "Seelenbräutigam" bei den Nonnen)sind letzten Endes doch weiter nichts als erotische Verdrängungserscheinungen: wenn ich mal 8 Tage lang nicht habe, erscheinen mir nachts ooch alle möglichen braunen Madonnen!   (Arno Schmidt)

Niemals Sex mit einem Mann

"Ich hatte niemals Sex mit einem Mann! Ich warte auf einen Brief vom Papst, in dem er mir bestätigt, dass mein Sohn eine jungfräuliche Geburt war und dass es sich bei ihm um den wiedergeborenen Christus handelt."

Aus dem Antwortformular der britischen "Child Support Agency", bei der Frage nach dem Kindesvater. Es mag auf den ersten Blick nur lächerlich klingen. Man kann sich jedoch lebhaft vorstellen, dass in Palästina vor 2000 Jahren die Not unehelich gebärender Frauen noch viel größer war! Jedenfalls groß genug um eine gewisse Maria dazu zu bringen, ein entsprechendes, in die damalige mythische Tradition passendes "Wunder" zu erzeugen...

Hier im Original nachlesbar
(O-Text: "I have never had sex with a man. I am awaiting a letter from the Pope confirming that my son's conception was immaculate and that he is Christ risen again.")
?? http://www.maria-these.de/maria.html   Maria als Vergewaltigungsopfer?