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Inkubator (Brutkasten)

Völlig unausgegorene Ideen, "schlafende" Ansätze, Eier, die noch ausgebrütet werden müssen...
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Religion als fiktionales Phänomen

Wo immer Religion zelebriert wird, wird viel geredet, gestikuliert, herausgeputzt... Es wird viel Luft verbraucht, viel Papier beschrieben, das Kunsthandwerk wird beschäftigt, die Politik bemüht, Heerscharen von Arbeitsplätzen werden geschaffen, viel Geld wird bewegt... Sieht man jedoch genauer nach, was da an realer Substanz dahintersteckt, stellt sich ein merkwürdig wattiges Gefühl ein, man scheint in die Luft zu greifen, ins Nichts... Dem gelegentlich genannten "mythologischen Reichtum" steht offenbar eine bittere reale Armut gegenüber...

Religion als potemkinsches Dorf

Alles nur Fassade, buchstäblich nichts dahinter...
Alles wartet auf den Besuch des Zaren...

Als potemkinsches (ausgesprochen "pattjomkinsches") Dorf wird etwas bezeichnet, das fein herausgeputzt wird, um den eigentlichen, verheerenden Zustand zu verbergen. Oberflächlich wirkt es ausgearbeitet und beeindruckend, es fehlt ihm aber an Substanz. Für den Namen stand Feldmarschall Fürst Grigori Alexandrowitsch Potjomkin (1739–91) Pate. Einer modernen Sage zufolge ließ der Günstling der russischen Zarin Katharina II. 1787 vor dem Besuch seiner Herrscherin im neu eroberten Krimgebiet entlang der Wegstrecke Dörfer aus bemalten Kulissen zum Schein errichten, um das wahre Gesicht der Gegend zu verbergen. (sinngemäß nach Wikipedia)
Des Kaisers neue Kleider
Viel Lärm um nichts / much ado about nothing...

Religion als virtuelles Konzert

Ein Dirigent mit großer Geste, ein erwartungsvolles Publikum, ...
Keine wirkliche Musik, aber alles andere ist "als ob"...
Nur wenige bemerken, dass die Musik fehlt!

Religion als Showhypnose

Der ganze Ablauf der religiösen Veranstaltungen...
Das Ziel: ein Glaubenmachen...
Das Mitspielen der Beteiligten: "Glauben" als hypnotische Kooperation...
Der posthypnotische Zustand...

Religion als Spiel

Bei Kindern: So tun als ob...
Verbindung zum Infantilen, "So ihr nicht werdet wie die Kindlein..."
Aber auch Erwachsene spielen. Virtuelle Welt mit virtuellen Regeln und Gesetzen.
Bezug zu fiktionaler Unterhaltung: Literatur, Computerspiele, Sport, ...
Einem Spieler kann man nicht mit den Regeln der realen Welt kommen! (Eine Erklärung dafür, warum manche Religiöse so "beratungsresistent" sind: Das alles rutscht bei ihnen in die Kategorie Spiel...)

Religion als Traum

Der Traum ein Leben (Grillparzer), das Leben ein Traum? "Row your boat gently down the stream..."
Bezug zu Jaynes: Leben ohne Bewusstsein, bikamerale Einflüsterungen...
Aboriginals in Australien: Deren Traumwelt-Religion!

Religion und das Symbolische

Moderne Theologie schränkt das Wörtlichnehmen des Dogmas (der Bibel) ein zugunsten des Symbolischen.
Ital. Redeweise: "Si non e vero, e ben trovato" (Wenn es schon nicht wahr ist, dann ist es doch immerhin gut erfunden...)
Zu dem Behufe bedient man sich eines Wahrheitsbegriffs aus der fiktionalen Unterhaltung: aus Märchen, Romanen, usw. Als wahr gilt nicht mehr, was einen der Bezeichnung entsprechenden Bezug zur Wirklichkeit hat, sondern was einen irgendwie zu dekodierenden gleichnishaften "wahren Kern" in sich birgt. Das aber öffnet dem interpretatorischen Missbrauch Tür und Tor. Dieser interpretatorischen Missbrauch ist das neue (und große) Arbeitsfeld der Theologen.

Religion als symbolischer Container für nicht gelebtes Leben

-- Der fiktionale Gott als Projektionssymbol für all das, was der Mensch (idealerweise) eigentlich sein könnte, plus etwas mehr (plus utopische Tendenzweiterführung)...
Leider empfiehlt die Christenreligion aber nicht - so gut es geht - zu werden wie ihr fiktionaler Gott. Vielmehr empfiehlt es eine Spaltung! Die Verkörperung des Idealen soll als Herrscher auftreten, und Herrscher sollen "ganz anders" und unerreichbar sein. Das nicht gelebte Leben soll nicht gelebt bleiben.

-- Das Paradies / der Himmel als Projektionssymbol für den idealen (utopischen) Staat: Es zeigt sich, dass tief im Bauch der Christenreligion nur eins wohnt: der Feudalismus! Hier sitzen die Hofschranzen zur Rechten des Weltenkönigs, Prinz Jesus und die später dazu erfundene Königinmutter Maria spazieren durch die Räume, dann gibt es noch das Heer der Diener-Engel, usw... Das Christentum ist keine demokratische Religion!
(So gesehen, können wir froh sein, wenn das nicht gelebte Leben der Christenreligion nicht gelebt bleibt!)

Religion als Stoffwechsel-Nebenprodukt

Analogie zum Organismus, zur Verdauung...
Blähungen schieben sich in den Vordergrund der Aufmerksamkeit, sind aber nur ein Randphänomen...
Rolle des Bauchhirns...
Schwere Träume wenn es im Darm arbeitet...
Aufgeblasenheiten der religiösen Form(en)

Umkehrung der Erkenntnispyramide

Wenn es mit rechten Dingen zugeht, funktioniert der Aufbau theoretischer Erkenntnis ungefähr wie folgt: Die Basis der Erkenntnisse bildet eine möglichst breite Menge von Erfahrung, Beobachtung, von Konkretem, Anfassbarem, Wiederholbarem... In einem langen Lernprozess bildet das erkennende Subjekt hieraus (über Wiederholung, Abstraktion, Verallgemeinerung, usw.) eine Modellvorstellung, eine Theorie von der Welt. Geht es gut, dann wird das Modell durch weitere Praxis bestätigt. Andernfalls wird es geändert und neuer Erfahrung angepasst. Wenn man sich das als Pyramide vorstellt, dann befinden sich ganz unten als Fundament die (relativ sicheren) Erfahrungen und an der Spitze der Pyramide das (relativ "gewagte") abtrakte Modell, die Theorie der Wirklichkeit. Vom Konkreten hin zum Abstrakten, vom oft Erfahrbaren hin zur Interpretation des Erfahrenen, - das ist die Richtung der Erkenntnisbildung - wenn es mit rechten Dingen zugeht...

Das religiöse Prinzip aber kehrt diese Richtung um. Ausgangspunkt ist hier ein "von oben" vorgegebenes Dogma. Diesem hat sich alles weitere, bis hinunter zur praktischen Erfahrungswelt des täglichen Lebens, zu unterwerfen. Das systembedingt relativ Unsichere, nämlich die Spitze der Pyramide, die "gewagte" Modellvorstellung, wird als scheinbar Sicherstes vorgegeben! Das ist der Fehler, die Lüge von Anfang an. Weil dies allgemeiner menschlicher Erkenntnismethodik so zuwider läuft, bedarf es eines speziellen Verfahrens, das die guten Sitten der Erkenntnisbildung unterminiert. Dieses spezielle Verfahren heißt: "Glauben". Der Begriff des religiösen Glaubens ist eine Metapher, die vom relativ unsicheren "Vermuten wegen Mangels an Wissen" abgeleitet wurde! Dann wurde sie einer geheimnisvollen Wandlung unterzogen: Im religiösen Begriff des Glaubens fehlt plötzlich das Element der Unsicherheit. Es wurde aber nicht nur unterschlagen, sondern durch sein frech durchgesetztes Gegenteil ersetzt, nämlich durch das Merkmal "Gewissheit"!
"Science has proof without any certainty. Creationists have certainty without any proof."  (A. MONTAGU)

Die Aura des Faktischen

Einerseits: irrational, spekulativ, fiktional, ...
Andererseits: "Glaubensgewissheit": Was für ein widersprüchliches Wort!
Theologie wird an Hochschulen unterrichtet! Als ob da eine solide Basis für eine Wissenschaft wäre! (Gegen private Bibelschulen ähnlich den Koranschulen hätte ich nix...)
Suggestion! (Hypnose??) Der Anschein der Tatsächlichkeit soll an die Leute "drangehext" werden
(Religion ist im Innersten: Hexerei...)
Das Glauben = Selbsthypnose auf Kommando

Säkularisierung der Religion

Rückeroberung "religiöser" (von der Religion geraubter) Inhalte!

"Man soll nicht in Kirchen gehn, wenn man reine Luft atmen will." - F. Nietzsche, Aph. 30
Situation: Meine Frau und ich stehen vor dem Passauer Dom. Ich hätte Lust, da mal rein zu schauen, will sehen, was da für Kunstschätze zu bewundern sind. Meine Frau weigert sich, weil sie - nachhaltig von katholischer Erziehung geprägt - die ganze klerikale Kunst als "vergiftetes Marzipan" ansieht. Ich muss ihr - wie so oft - recht geben. Der Dom bleibt unbesichtigt.

Es hätte aber auch so laufen können:

Wir betreten den Dom - ohne generalisierte Abscheu, ohne Furcht. Wir bewundern und genießen die Kunstfertigkeit, die beim Bau und beim Anfertigen der Deckengemälde und der Altarschnitzereien aufgebracht wurde. Wir stellen uns die Menschen und deren Situationen vor, die dies in der Vergangenheit betrachtet haben, usw... Ein Pfaffe steuert auf uns zu und will uns etwas über die religiöse Bedeutung des heiligen XYZ erzählen. Wir lehnen dankend ab. Wir interessieren uns für die Kunst, auch für die Geschichte des Doms, nicht jedoch für die organisierten Halluzinationen der Jesuaner. Wir haben uns ein Stück zurückerobert! Ein Stück von dem, was die unheilige Kirche sich geraubt und einverleibt hat, in der Absicht, es nur "im bundle" mit ihrer Lehre weiterzugeben. Wir haben - in einem kleinen Teilbereich - das Band zerschnitten, mit denen die schwarzen Gesellen die den Menschen entwendete Kunst an sich gefesselt haben.

Oder:
Weihnachten genießen statt es zum perversen Konsum- und Jesulein-Event zu erklären (bzw. zu akzeptieren, dass es das ist). Dazu muss man freilich in der Lage sein, die damit verknüpften miesen Religionserfahrungen abzutrennen und zu verwerfen. Sehr schwer! Die Choräle der Turmbläser oder Gospel genießen, dabei aber in aller Ruhe deren missionarische Funktion zu ignorieren. Fast muss man schizoid sein, um das zu können. Wenn die verletzten Gefühle hochkochen, hat man schon verloren.

Aber hat man nicht jedes Recht der Welt, sich zurückzunehmen was einem eigentlich gehört? Ist es nicht wie das Recht, die Heimat wieder in Besitz zu nehmen, die einem geraubt wurde?
Das geraubte Haus wieder beziehen, sich zurücklehnen an dem Ort, der einem gehört.
Wirklich nicht einfach, fast klingt es verrückt: Das Marzipan genießen ohne dabei sein Gift zu essen!
Voraussetzung ist freilich, dass man die Räuber vorher vertrieben und unschädlich gemacht hat...


Nicht alle Elemente der Religion(en) sind unheilbar schlecht. Bei einigen könnte die Wiederaneignung gelingen. Der Mageninhalt des toten Drachen mag ekelhaft sein, aber vielleicht lässt sich einiges davon reinigen und wiederverwenden...

Religion als tüchtiges Gerücht

Manche Gerüchte gehen bald unter, andere verbreiten sich rasch und weit. Gerüchte sind bei ihrer Ausbreitung einer Art Evolution unterworfen. (Selektion, Mutation, Konkurrenz, ...) Es gibt wohl Eigenschaften von Gerüchten, die bewirken, dass diese im "Kampf ums Dasein" erfolgreicher sind als andere. Weil sie z. B. faszinieren, oder weil sie stärker im Gedächtnis bleiben, oder weil sie einfach zu unserer kognitiven Ausstattung passen oder ...
Vielleicht sind religiöse Inhalte solche "tüchtigen Gerüchte". Und Priester wären dann "tüchtige Erzähler" solcher Gerüchte...

Religion als "abgekoppeltes Denken"

Eine Simulation, die vergisst, dass sie (nur) eine Simulation ist...
... die sich verselbständigt hat, eine "entflohene Simulation".
... ein Was-wäre-wenn, dem das Ist-aber-nicht verloren gegangen ist?

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