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Gottesbilder

Ihr sollt euch kein Bildnis machen...


God is real, unless declared integer.

(Programmierer-Kalauer: Eine Real-Zahl ist eine mit Kommastellen, eine Integer-Zahl ist eine ohne. Man kann sie sich so oder so "deklarieren", wie man es eben braucht...)

Rosaroter Hase

Angenommen, einer behauptet: "Das Universum wird regiert von einem allmächtigen rosaroten Hasen, der wohnt auf der erdabgewandten Seite des Mondes und will, dass ihm die Menschen täglich eine Mohrrübe opfern." - Was unterscheidet den von jenen, die behaupten, ein allmächtiger, leider aber unsichtbarer Herr der Welten wolle, dass wir nach seinem angeblichen Willen leben sollen, dieser Herr jedoch könne oder wolle sich nicht selbst mitteilen, also spreche er durch einen "Auserwählten"?

Der eine unterscheidet sich von den jenen dadurch, dass er seine "Religion" selbst erfunden hat, dass er nicht nachschwätzt, was ihm Ideologen eingetrichtertt haben. Am rosa Osterhasen fällt auf, wie seltsam eine solche Vorstellung ist. Ist sie wirklich seltsamer als die übliche christliche oder eine sonstige Vorstellung von einem "Gott"?

Das Milchglaskino

Stellen Sie sich vor, die Religionsmuftis der ganzen Welt sitzen als Zuschauer in einem riesengroßen halbdunklen Kinosaal. Dort wo die Leinwand sein müsste, befindet sich eine große Milchglasscheibe, von hinten äußerst spärlich beleuchtet. Dahinter scheint sich irgendetwas zu befinden, mal scheint es, als ob es sich bewegen würde, mal nicht. Die Beleuchtung hinter dem Milchglas ist wirklich sehr schwach. Einige der Zuschauer haben Taschenlampen dabei und leuchten damit nach vorne. Dadurch wird die Sicht eher noch schlechter, es entstehen mannigfache Reflexionen im Milchglas, flackernd und schemenhaft kann man die Spiegelbilder der Zuschauer im Milchglas erkennen. Laut schnatternd unterhalten sich die Zuschauer über das was sie angeblich erkennen. Sie blähen sich auf, sammeln Grüppchen um sich, um Unterstützung für ihre jeweiligen Ansichten zu gewinnen, sie streiten lauthals, einige werden handgreiflich. Aber dabei bleibt es leider nicht, es sind auch viele Tote zu beklagen. Denn die Milchglasbetrachter sitzen dort schon seit Jahrtausenden. Und sie machen was sie machen nicht zum Jux. Vielmehr haben sie Hintermänner, die sie fürstlich belohnen für ihre Erkenntnisleistungen. Denn die gewonnenen Erkenntnisse sind herrlich verwertbar um damit das dumme Volk zu beeindrucken und zu beherrschen. Ab und zu geschieht es, dass jemand den Kinosaal betritt, nach vorne blickt und konstatiert, dass er eigentlich NICHTS sieht als eine Milchglasscheibe und eine mit Taschenlampen umherfuchtelnde, besessene und aufgewühlte Meute sowie deren zappelnde Spiegelbilder im Glas. Früher noch konnte es passieren, dass der "Nichtsseher" damit sein Todesurteil sprach. Das hat sich - Gott sei Dank - inzwischen etwas gebessert...

Frei flottierende Vorstellung

"Gott" als eine dieser frei flottierenden Vorstellungen ohne reale Basis, die sich im Bewusstsein der Menschen eigentümlich lange halten. Eine sich zäh am Leben haltende, eigentlich substanzlose "kranke" Gedankenfigur, die - obwohl unwahr im realen Sinne - den Menschen mit Widerhaken im Hirn steckt, vermutlich weil sie doch für manche von Nutzen ist. Vergleichbar mit dem Rassismus, der Schnapsidee, Wert und Charaktereigenschaften des Menschen würden von Hautfarbe oder Abstammung abhängen...

Zur Nützlichkeit: Sowohl beim Rassismus als auch bei der Gottesvorstellung findet man neben einer bescheidenen Nützlichkeit für das betroffene Individuum noch einen größeren Nutzen für eine davon profitierende Gruppierung. Warum sollte man so etwas Feines abschaffen?

(Das richtige Wort für "frei flottierenden Vorstellungen ohne reale Basis" ist eigentlich: Wahnvorstellung. Also: "Gott" ist eine nützliche Wahnvorstellung.)

Christengott

Extrem widersprüchliches Bild: Zuckerbrot und Peitsche, eindeutig zum Herrschaftsinstrument bestimmt. Einmal der "liebe Gott". Dann, bei Bedarf wird der alttestamentliche herausgeholt: Ein sadistischer, eifersüchtiger Despot, eine Art psychotischer Obernazi, immer scharf darauf, von seinen Kreaturen angebetet zu werden, was hat er eigentlich davon? Oder der Scharfrichtergott: eine Art kosmischer Roland Freisler... Vorstellungen, die zwischen widerlich und lächerlich angesiedelt sind, Vorstellungsprodukt erbärmlicher Leute, die leider genau so sind (oder wären, wenn man sie ließe)...

Ein Gott, der darauf erpicht ist, angebetet zu werden, ist per se eine Lächerlichkeit.

Aus Richard Dawkins, The God Delusion - Kapitel 2: "The God Hypothesis":
"The God of the Old Testament is arguably the most unpleasant character in all fiction: jealous and proud of it; a petty, unjust, unforgiving control-freak; a vindictive, bloodthirsty ethnic cleanser; a misogynistic, homophobic, racist, infanticidal, genocidal, filicidal, pestilential, megalomaniacal, sadomasochistic, capriciously malevolent bully." "Der Gott des Alten Testaments ist wohl der unsympathischste Charakter in der gesamten Belletristik: Eifersüchtig - und auch noch stolz darauf, ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender, von der Idee, alles kontrollieren zu müssen Besessener ("control-freak"), ein rachsüchtiger, blutdürstiger Massenmörder, ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, kindermordender, völkermordender, sohnmordender, verpesteter, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launenhaft übel wollender tyrannischer Rüpel."
("bully" wird gerne als "Tyrann" übersetzt, aber dann fehlt das Element "rüpelhaft-dümmlicher Muskelprotz, der alle Schwächeren terrorisiert" o, ä. Deshalb "Rüpel".)

"Das stärkste Argument gegen Gott wäre - der Beweis seiner Existenz" (M. S. Salomon)

Projektion

Nach Wikipedia ist P. in der Psychoanalyse "die unbewusste Verlagerung eigener Wünsche, Gefühle oder Vorstellungen auf andere Personen oder Objekte." Und:
Projektion ist in der Psychologie ein zweifach definierter Begriff:
Zum Einen ist sie einer von vielen in der von der Tiefenpsychologie definierten Abwehrmechanismen: Diese Version der Projektion umfasst das Übertragen eigener Eigenschaften, Wünsche und Taten (v.a. solcher, die mit gesellschaftlichen Normen in Konflikt stehen, oder für die sich der Projizierende schämt) auf andere Menschen, aber auch Tiere oder Gegenstände, um sich selbst von diesen distanzieren zu können. Ein Beispiel: Eine neugierige Hausfrau, die gern die Post der anderen Mietparteien in ihrem Haus durchstöbern würde, behauptet eben dieses von ihren Nachbarn.
Die zweite Form von Projektion umfasst das Übertragen eigener Vorstellungen auf mächtigere Personen oder Wesen, um diesen Rechtfertigung und Nachdruck zu verleihen. Ein Beispiel für diese Form der Projektion findet sich bei religiösen Puristen, Fundamentalisten oder Fanatikern: "Gott will nicht, dass du unverheiratet mit einem Geschlechtspartner zusammenlebst."

Projektion ist also ein Hineinmischen von Elementen aus der eigenen Persönlichkeit in die Wahrnehmung der äußeren Welt, besonders anderer Personen.
Dabei ist das Zuschreiben zu einer erdachten Person gewissermaßen die radikalste Form der Projektion, weil das Prinzip des Irrealen, der Loslösung von der nachprüfbaren Welt, am konsequentesten betrieben wird. P. ist als Abwehrmechanismus zur "Entfernung" negativer Vorstellungen bekannt ("Verteufelung"). Genauso ist der Begriff aber auch für positiv empfundene Vorstellungen anwendbar ("Vergötterung"). Gemeinsam ist, dass Gefühlselemente von der eigenen Person abgespalten und einer fremden Person zugeschrieben werden.

"Gott" und "Teufel" sind dualistische Projektionen. Ein absolut Gutes und ein absolut Böses werden vom wirklichen Menschen abgespalten, sozusagen "weggebeamt" hinein in abstrakte Personifizierungen dieser verabsolutierten Begriffe.

Wollte man diesen Zustand der Entfremdung oder Abspaltung überwinden, müsste man sich bemühen, die Gefühlsinhalte wieder ihrem ursprünglichen Eigentümer zuzuführen... Für die Auflösung von Religion wäre also zu fragen: Was an den Menschen ist "Gott", was an ihnen ist "Teufel", bzw.: was an "Gott" ist Mensch, und was an "Teufel" ist Mensch, und wie können die Menschen mit diesen ihnen eigenen Widersprüchlichkeiten umgehen?

Dass nicht Gott die Menschen nach seinem Ebenbil geschaffen hat sondern dass es sich umgekehrt verhält, haben in der Vergangenheit etliche "Vordenker" bemerkt...

Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde; das heißt vermutlich, der Mensch schuf Gott nach dem seinigen.

Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

Der Ursprung, ja das eigentliche Wesen der Religion ist der Wunsch. Hätte der Mensch keine Wünsche, so hätte er auch keine Götter. Was der Mensch sein möchte, aber nicht ist, dazu macht er seinen Gott. - Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.

(Ludwig Feuerbach)

Gott ist eine leere Tafel, auf der Nichts weiter steht, als was du selbst Darauf geschrieben.

(Martin Luther) Luther hat dies wahrscheinlich etwas anders gemeint, was ihn nicht davon abhielt, etwas Richtiges zu sagen.

Ein Esel stellt sich Gott als Esel vor. Der Papst stellt sich Gott als Mann vor...

(Uta Ranke Heinemann)

Bedingungen der Projektionsbildung

Wie kommt es zu dem Unfug der Projektion? Ist die Vermischung eigener Persönlichkeitselemente hinein ins Bild der Welt, das man hat, natürlich, grundsätzlich unvermeidbar? Oder handelt es sich dabei vielleicht um eine Form des Erkenntnis-Irrsinns?

Ich glaube, im Begriff der Abspaltung findet sich die Antwort. Was soll die von verbietender Gewalt traumatisierte Seele mit den unterdrückten Gefühls-Impulsen (Trieben) tun, wenn sie diese nicht in der wirklichen Welt zum Leben bringen darf? Sie versucht, sie aus dem Bewußtsein zu verdrängen. Aber das Verdrängte hat die leidige Tendenz, sich wieder zu melden. Wie ein unter die Wasseroberfläche gedrückter Korken erscheint es immer wieder an der Oberfläche. Und wenn es hier nicht sein darf, dann wird es eben an anderer Stelle auftauchen. Das Weggedrängte, an das man nicht denken will, um Konflikte zu vermeiden, meldet sich mit besonderer Penetranz in tausend Assoziationen der Fantasie, es weigert sich beharrlich, ganz zu verschwinden. Der keusche Heilige in der Wüste sieht sein verdrängtes erotisches Wunschobjekt in der vertrockneten Baumwurzel, die doch "objektiv" so wenig die pralle Schöne ist, die er sich wünschen würde. Kurz: Man sieht Elemente der Welt, die nicht sein kann oder darf, in andere Teile der Welt hinein, wobei dieses "Hineinsehen" ein aktiver, kreativer Vorgang des Zuschreibens ist, nicht aber ein Registrieren von Elementen, die da überprüfbar vorhanden wären.

Solange da die Fantasie noch streng von der Wirklichkeit getrennt wird, ist die Gefahr gering. Das aber ist in Religionen gerade das Problem! Die Grenze zwischen Erträumtem und dem faktisch Existenten zu verwischen, ist ein charakteristisches Merkmal des Religiösen. Der kleine unvorsichtige Schritt, der bei der Gratwanderung den entscheidenden Absturz nach sich zieht, ist bei dem Glaubens-Durcheinander, das in religiösen Köpfen systematisch erzeugt wird, geradezu vorprogrammiert. Wenn es dem Priester gelingt, ein das Volk beeindruckendes Auftreten zu organisieren, rutscht bei jenem ruckzuck etwas, das eigentlich ins Kästchen für Fantasievorstellungen gehören würde, in das für bewiesene Tatsachen...

Wie ist das nun mit der Fantasie-Vorstellung der Menschen von ihren Göttern? Ich kürze die Argumentation ab: Positive unterdrückte weil verbotene Impulse erscheinen meist wieder im projizierten idealisierten Gottesbild. Aber auch einige negative, wie z. B. zerstörerische Machtimpulse bis hin zum strafenden Sadismus. Negative Impulse tauchen überwiegend wieder im projizierten Teufelsbild auf. Aber auch einige positive, wie etwa das "verteufelte" Lustbetonte. (Interessant: Man erkennt hier ein Stück Desorientierung bei der Bewertung der zwei "Problembereiche" Macht und Lust! Diese zwei, die doch wohl die Menschheit arg umtreiben, werden wechselnd sowohl vergöttlicht wie verteufelt!)

Das Ganze lässt einen Schluss zu: Wenn traumatisierende verbietende Gewalt die Bedingung der Abspaltung in der Form der Projektion ist, dann ist sie auch die Bedingung für den Erkenntnis-Unfug der Gottes- und Teufelsvorstellung, d. h. für das Zentrum der Religion. Die drachenköpfige Mutter der Religion ist die Bestialität gesellschaftlicher Umstände, deren Wesen solche Gewalt ist. Wenn das stimmt, besteht im Umkehrschluss die berechtigte Hoffnung, dass sich in einer humanen Menschengesellschaft der Komplex Religion von selbst auflösen könnte, dadurch dass der Religion ihre innere Energie genommen wird...

Projektion "Vater"

Bestandsaufnahme:

Der Vater-Gott ist vielleicht keine christliche Erfindung, wurde aber zum christlichen Erfolgsmodell.

Der "Vater" ist ausgesprochen bipolar: Einerseits der strenge, richtende, alles kontrollierende, allmächtige... Andererseits der gütige, liebevoll verzeihende...

Bipolarität oder Widersprüchlichkeit? Was bewirkt ein Vater mit derart widersprüchlichem Verhalten bei einem Kind? Was geschieht mit einem Kind, dessen Vater in einem Moment liebevoll und gütig ist, im nächsten Augenblick aber grausam und blutrünstig? Hier entsteht auf jeden Fall viel Desorientiertheit und Angst.

Die Grenze zum Schizoiden ist dann erreicht, wenn das Verhalten des Vaters in seiner Widersprüchlichkeit nicht mehr verstehbar ist, wenn es als diskontinuierlich, rätselhaft, bizarr gesehen wird.

(Nicht nur) der christliche "Gott" ist die Projektion einer schizoiden Erzieherpersönlichkeit.

Ich ahne, dass es einen Zusammenhang zwischen dieser schizoiden Vaterfigur und der Verwendung des Gottesbildes zu Zwecken der Herrschaft gibt...

Kindliche Illusion

"Da Gott der Vater ist, bin ich das Kind. Ich habe mich noch nicht vom frommen Wunsch nach Allwissenheit und Allmacht gelöst. Ich habe noch nicht jene Objektivität erreicht, um meine Grenzen als menschliches Wesen, meine Unwissenheit und meine Hilflosigkeit zu erkennen. Wie ein Kind behaupte ich immer noch, daß es einen Vater geben muß, der mir hilft, der mich behütet und mich bestraft - einen Vater also, der mich liebt, wenn ich gehorche, der sich geschmeichelt fühlt, wenn ich ihn preise, und der zornig ist, wenn ich ungehorsam bin. Ganz offensichtlich hat die Mehrheit der Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung dieses infantile Stadium noch nicht überwunden, und dementsprechend ist der Glaube an Gott bei den meisten Menschen der Glaube an einen helfenden Vater - eine kindliche Illusion. Trotz der Tatsache, daß dieser Begriff der Religion von einigen großen Meistern der Menschheit und von einer Minderheit der Menschen überwunden wurde, ist er immer noch die vorherrschende Form des religiösen Glaubens."

Aus: Erich Fromm, Die Kunst des Liebens hier nachlesbar

Eingott-Vorstellung

Die Eingott-Vorstellung wird gelegentlich als eine moderne Entwicklung verkauft. Vermutlich spiegelt sich in ihr eine gesellschaftliche Tendenz, nämlich das Streben der Potentaten nach Alleinherrschaft. Viele konkurrierende Kleinherrscher wurden in dem Maße unmodern, wie Kommunikation und Reisemöglichkeiten (Handel!) die Welt nach und nach kleiner werden ließen. Ein Alleinherrscher war daran interessiert, seine Herrschaft dadurch zu legitimieren, dass er die Herrschaftsform im "Reich der Götter" so erscheinen ließ wie seine eigene.

Von der Mehrgott-Vorstellung existieren interessanterweise sogar im Christentum noch erkennbare Reste!

Näheres dazu bei www.bibelkritik.ch/.....

Huldigungsgeilheit

Eine Sache, die bei vernünftigen Leuten schon viel Kopfschütteln verursacht hat: Sehr viele Religiöse - bei weitem nicht nur die Christen - stellen sich ihren Gott bzw. ihre Götter als Personen vor, die gesteigerten Wert darauf legen, permanent angebetet zu werden. Diese Götter sind darauf erpicht, dass man ihnen huldigt, sie lobpreist, immer wieder ihre Macht und Stärke und sonstige Qualitäten betont. Einerseits nimmt das geradezu groteske Züge an, andererseits aber scheint es für die betroffenen Gläubigen etwas ganz Natürliches zu sein. Warum nur ist das so? Warum eigentlich sollten die Götter solche nervtötenden Lobhudeleien seitens der Menschen nötig haben? Soll damit signalisiert werden, dass die Götter von solcher substanzieller Dürftigkeit sind, dass ihnen ohne diese Huldigungsorgien etwas fehlen würde? Leiden die Götter unter Minderwertigkeitsgefühlen oder Missachtungsängsten? (Saddam Husseins Verehrungssucht soll auf dessen von Erniedrigungen geprägte Kindheit zurückgehen...)

Die richtige Antwort scheint mir diese zu sein: Das ist so, weil die Erfinder der Götter diese Gefühle haben. Götter sind Erfindungen (Projektionen) sehr weltlicher Machtgeiler, die das Feedback ihrer Untergebenen brauchen, um sich ihrer fortwährenden - wahrscheinlich unverdienten - Loyalität sicher fühlen zu können. Es ist letztlich die Angst vor dem eigenen Machtverlust, gepaart mit dem dumpfen Bewusstsein der eigenen Unzulänglichkeit, die sich im Bild der huldigungsfixierten Götter spiegelt.

Führerkult, Personenkult

Führerkult, Personenkult! Gott (und natürlich seine angeblichen Vertreter auf Erden) als Führer. Was sollte ein annähernd nenneswerter Gott von sowas haben, warum sollte er danach verlangen? Nein, bestimmte Menschen wollen das... Hitler, Stalin, Mao, Gott, der Papst oder sonst ein Religionsmufti: In dieser Beziehung gehören sie alle in die selbe Kategorie.

Wenn es einen Gott gäbe, müsste ihm vom religiösen Führerkult um seine Person (und die seiner angeblichen Sprachrohre) gründlich die Laune vergehen. Solche Religion wäre Gotteslästerung. Ich glaube, die Lästerer wissen insgeheim genau, dass da keiner ist, der sie dafür belangen wird...

Die ganze Vorstellung von Gott stammt von den alten orientalischen Gewaltherrschaften. Es ist eine Vorstellung, die freier Menschen unwürdig ist.

Bertrand Russel, Philosoph (1872-1970)

Gott im Gurkenglas

Die Religionsideologen aller Richtungen haben die Tendenz, ihren Gott in ein Gurkenglas sperren zu wollen.

Ihr Gott sei groß, sagen sie, und gleichzeitig schrumpfen sie ihn zum kleinlichen Spießer. Das Bild, das sie sich von ihrem Gott machen, ist das eines ziemlich beschränkten, wenig kommunikativen, übellaunigen Hausmeisters. Sie machen ihn so klein wie sie selbst sind, möglichst noch kleiner.

Sie stellen ihn sich berechenbar, durchschaubar, manipulierbar vor. Wie ein Kind stolz den gefangenen Frosch im Gurkenglas herumzeigt, so deuten sie auf ihren mit List eingefangenen Gott.

Der "eingemachte Gott" ist offenbar eine gut verkäufliche Ware. Seltsam: Kaum jemand scheint sich betrogen zu fühlen, wenn er auf dem Markt der Religionseitelkeiten einen solchen "Schrumpfgott" ersteht.

Größe des Universums

Wie kommt es, dass kaum eine der großen Weltreligionen jemals, die wissenschaftlichen Erkenntnisse betrachtend, folgerte: "Das ist besser als wir dachten! Das Universum ist viel größer als unsere Propheten es verkündeten, viel gewaltiger, subtiler und eleganter. Gott muss größer sein als wir es uns je träumen ließen!" - ? Stattdessen sagen sie: "Nein, nein, nein! Mein Gott ist ein kleiner Gott, und ich will, dass er klein bleibt." Eine Religion, die die Größe des Universums im Sinne der modernen Wissenschaft betonen würde, könnte wahrscheinlich auf wesentlich mehr Ehrfurcht und Ehrerbietung hoffen als die herkömmlichen Glaubensrichtungen."

Carl Sagan in "Blauer Punkt im All" ("Pale Blue Dot")


Religion = Beleidigung

Wenn es einen Gott gibt, muss der Atheismus ihm wie eine geringere Beleidigung vorkommen als die Religion.

E. de Goncourt


Sie würden verstummen

Er, (Gott) wird ihnen, besonders den Geistlichen, die ihn täglich im Munde führen, zu einer Phrase, zu einem bloßen Namen, wobei sie sich auch gar nichts denken. Wären sie aber durchdrungen von seiner Größe, sie würden verstummen und ihn vor Verehrung nicht nennen mögen.

Johann Peter Eckermann, Schriftsteller 1792-1854 (Goethes Eckermann)


Eine lächerliche Erfindung

Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4000 Jahren den Juden und vor knapp 2000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute? Auf solche Märchen kann ich mühelos verzichten.

Claire Goll, Dichterin *189l


Nicht darüber sprechen

Wenn man die reifende Idee des Monotheismus in ihren weiteren Konsequenzen verfolgt, kommt man zu dem einzigen Schluß: Gottes Namen überhaupt nicht zu erwähnen, nicht über Gott zu sprechen.

Erich Fromm, Die Kunst des Liebens. S.97: 'Gottesliebe' hier nachlesbar

Didaktische Metapher

("Metapher" = bildhafte Vorstellung, "didaktisch" = belehrend)

Gottesbilder sind praktisch-didaktische Metaphern für Herrschaftsformen, der Kern eines spezifischen Trainingsprogramms, das auf die Menge der Beherrschten zielt, deren Verhalten modelliert werden soll.

"Gott" ist ein politisches Übungsmodell und steht für den, der Dich im wirklichen Leben wirklich beherrschen wird...

Eine Analyse der Gottesbilder ergibt, welche Herrschaftsform dem Volk antrainiert werden soll.

Eine Religion ist dann wohlintegriert, wenn ihr Gottesbild die politisch gewollte Herrschaftsform unterstützt. Wenn es ihr hingegen widerspricht, ist sie ein Feind dieser Herrschaftsform. Eine Religion wird sich anpassen, oder sie wird untergehen, oder - eine Frage der Macht - die Herrschaftsform wird sich anpassen oder untergehen.

Wie verhält es sich diesbezüglich mit dem christlichen Gottesbild, dem Bild eines autoritären, allmächtigen (feudalistischen) Monarchen, der zusammen mit seinen himmlischen Hofschranzen über die Menschheit herrscht? Ist nicht dieses Gottesbild ein Trainingsprogramm gegen Demokratie?

Die Ein-Gott-Vorstellung ist doch schon deshalb anrüchig, weil es in einer pluralistischen Gesellschaft einfach unanständig ist, wenn einer allein soviel Macht in Händen hält...

Monarchische Herrschaft ist nicht wirklich tot, auch wenn sie "nur" als Herrschaft des Chefs über "seine" Angestellten wiederkehrt...

Update-Vorschlag

Vorschlag an die Dogmenmacher der Christenkirchen: Nehmt doch eine kleine Veränderung vor, sozusagen ein Update des Gottesbildes: Gebt eurem "Gott" Eigenschaften einer modernen Führungspersönlichkeit, etwa eines Konzernchefs (Vorschlag: Bill Gates) oder eines Europaratspräsidenten, oder...

Ein Update der Umgangsformen zwischen Gott und Menschen wäre dabei dringend erforderlich! Man orientiere sich etwa an Modellen nichtautoritärer Führung wie sie im modernen Management so langsam selbstverständlich werden: Teamarbeit statt starrer Hierarchie, kurze Kommunikationswege, usw... Die "vertikale Kommunikationsperformanz" müsste dringend verbessert werden!

In diesem Zusammenhang ein zusätzlicher Vorschlag:


In Anbetracht der Tatsachen, dass einerseits
  (a) immer wieder größere Probleme bei der Interpretation des göttlichen Willens auftreten
und andererseits
  (b) die Ressourcen Gottes als unendlich angenommen werden dürfen:

wäre es da nicht am besten, Gott würde DIREKT mit den Menschen reden?

siehe auch: www.dittmar-online.net/religion/apologetik/zugott.html Volker Dittmar, Kommunikationsstörung mit Gott

"Gott lässt sich nicht spotten"

Warum denn eigentlich nicht? Von einem einigermaßen niveauvollen Gott würde ich erwarten, dass er Sinn für Humor hat, für Ironie und Selbstironie. So ein Gott hätte allen Anlass, Verständnis aufzubringen für das Bedürfnis seiner Kreaturen nach dem Lachen über "Gott und die Welt".

Dass Gott sich angeblich nicht spotten lässt, ist ein weiteres Indiz dafür, dass "Gott" eine Erfindung (Projektion) ist und dass die Gotteserfinder sich im Grunde selbst meinen. Denn SIE selbst sind es, die Grund dazu haben, den Spott zu fürchten. Es ist IHRE Macht, die durch das Lachen bedroht ist. Und: Der Spott scheint eine gute Waffe gegen diese Wichte zu sein...

Wie einer ist, so ist sein Gott;
Darum ward Gott so oft zum Spott.


Lachen tötet die Furcht und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben.
Wer keine Furcht vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr.
(Jorge de Burgos)

"Guter Gott, böser Teufel"


"Gut" und "ungut/böse/schlecht" sind zentrale Begriffe der menschl. Sprache, weil der "Kampf ums Dasein" eine zentrale Sache ist. Gut ist, was uns bei diesem Kampf hilft, böse ist, was uns dabei hindert. Die Evolution all der Lebewesen in dieser Welt wäre nicht möglich gewesen ohne die subj. Bewertung der Lebensbedingungen nach dem Kriterium der Zuträglichkeit oder Abträglichkeit fürs Überleben. Die Lebewesen tasten sich durch die Welt, sie lernen durch Trial und Error, was ihnen Überlebens-, Anpassungs- und Fortpflanzungserfolge bringt. Das ist das Gute. Das hingegen, von dem Schaden zu erwarten ist, ist das Böse.

Gut und ungut sind also keine von Anfang an existierenden, dualistischen Prinzipien oder Substanzen, die sich auf geheimnisvolle Weise ins Weltgeschehen einmischen. Gut und ungut sind ganz einfach bewertende Abstraktionen häufig gemachter Erfahrungen.

Gut und ungut sind nicht absolut sondern relativ. Ändern sich z. B. die Umweltbedingungen, dann kann leicht aus gut böse werden bzw. umgekehrt. Lange und starke Sonneneinstrahlung mag für eine Pflanze im Winter "gut", aber im Hochsommer "böse" sein. Das für einen Fußgänger ekelhafte Regenwetter ist vielleicht für den Taxifahrer gut, weil er dadurch mehr verdient. An diesem Beispiel sieht man schon: Es gibt Interessengegensätze zwischen den Lebewesen, die es unmöglich machen, ein allgemein gültiges Gut-Böse-Urteil zu bilden. Ist es gut oder böse, wenn Lebewesen 1 ein Stück Muskelgewebe von Lebewesen 2 heraustrennt, um es dann anschließend zu verspeisen? Für uns kommt es darauf an, ob das Opfer oder der Täter solche wie wir sind, eine Frage des Identifizierens. Mensch isst Tier = gut, Tier isst Mensch = böse. Es sei denn, jemand identifiziert sich mit allen Lebewesen, dann wird er wohl auch "Mensch isst Tier = böse" urteilen.

Der religiöse Begriff von gut und böse verabsolutiert diese Begriffsdualität einerseits, andererseits personifiziert sie sie in Form der gedachten Personen "Gott" und "Teufel" als Quellen eines ewigen und konstanten Guten und Bösen. (Personifizierung als Märchenelement! Vgl. Gevatter Tod, oder Väterchen Frost als Verkörperung der Kälte, des Winters)

Neurotheologie

Dem Neuropsychologen Persinger ist es Anfang der 80er Jahre gelungen, mystische / paranormale Erfahrungen - Theologen nennen das manchmal "spirituelle Empirie" - , als da sind Gottes- und Teufelserfahrungen, Erfahrungen von Dämonen, usw., im Laborexperiment zu erzeugen. Als Methode benützte er die elektromagnetische Stimulation bestimmter Gehirnareale. Eine neue Bedeutung des Bibelworts "Gott ist inwendig in euch"...

Es ist davon auszugehen, dass ähnliche Stimulationen bei manchen Menschen schon im Normalfall stattfinden, etwa bei Schläfenlappen-Epileptikern. Auch kleine Schlaganfälle können solche außerordentlichen Reizungen erzeugen. Nun geht der Streit nur noch darum, ob religiöse Erlebnisse eine Art "Hirnkino" sind, das auf diese Weise erzeugt wird - oder ob "Gott" uns eine Art Antenne eingebaut hat, mit der wir in der Lage sind, "seine Signale zu empfangen"... Für ersteres spricht die Tatsache, dass das, was man empfängt, ziemlich beliebige Inhalte annehmen kann, abhängig von der kulturellen Prägung und vom sonstigen Zustand des Empfängers (Teufelsfratzen, Entführung durch Außerirdische, usw...).
Michael Persinger
Persingers Erkenntnisse (Laurentian University in Sudbury, Ontario)
Gott wohnt (nur?) in unseren Köpfen
Gott: Vom Himmel in Gehirn und Gene?
"Shakti Helm" mit 2, 4, 6 oder 8 Elektromagneten - je nach Wunsch!
Es bleibt ein Geheimnis der Theologen, wieso sie an der Gottesvorstellung festhalten, obwohl sie beispielsweise die zehn Gebote als Sozialvertrag eines Nomadenvolkes anerkennen.

Bernd Kuck