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Atheismus

Kopfschütteln über die Behauptung, es gebe da einen unsichtbaren rosaroten Hasen hinterm Mond, der die Welt regiert, sich aber leider selbst nicht äußert, sollte eigentlich die natürlichste Sache der Welt sein, aber leider...
God made me an atheist. Who are you to question his wisdom.
Übersetzung:
Gott wollte dass ich Atheist sei. Willst du etwa seine Weisheit in Frage stellen?
(aufgeschnappt in "freigeisterhaus.de")

Die Frage, ob es einen Gott gibt

Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: 'Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallenlassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, daß ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott.'

(B. Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner)

Zwei Säulen des Atheismus

Der Theologe Joachim Kahl über die beiden Säulen des Atheismus:

1. Es gibt keinen Gott, der die Welt erschaffen hat. Die Welt ist keine Schöpfung, sondern unerschaffen unerschaffbar, unzerstörbar, kurz: ewig und unendlich. Sie entwickelt sich unaufhörlich gemäß den ihr innewohnenen Gesetzmäßigkeiten, in denen sich Notwendiges und Zufälliges verschränken.

2. Es gibt keinen göttlichen Erlöser. Die Welt ist unerlöst und unerlösbar, voller Webfehler und struktureller Unstimmigkeiten, die aus der Bewußtlosigkeit ihrer Gesetzmäßigkeiten herrühren.

Weiter lesen hier:   Aufsatz des Theologen Kahl

Atheismus als religiöser Glaube?

Religiöse Nebelwerfer argumentieren gelegentlich so: Man könne die Nicht-Existenz von XYZ ja nicht beweisen, denn es wäre ja möglich, dass XYZ sich nur gut versteckt. An XYZ nicht zu glauben sei deshalb auch nur ein Glaube, nämlich an die Nichtexistenz von XYZ. Also sei es erkenntnistheoretisch genau so erlaubt, an XYZ zu glauben wie nicht an seine Existenz zu glauben, beides sei im Prinzip die selbe Art von Glauben...

Wenn ein Kind eines Tages nicht mehr an den Osterhasen glaubt, (obwohl es seine Nicht-Existenz nicht beweisen kann!), dann wird dies als geistiger Fortschritt betrachtet. Ein Kind, das diesen Schritt nicht rechtzeitig schafft, gilt - mit Recht - als geistig zurückgeblieben.

Was kommt dem religiösen Menschen am nächsten: das Kind, das noch an den Osterhasen glaubt, oder das 2 Jahre ältere Kind, das dies aufgrund aufkommender Zweifel nicht mehr tut? Oder vielleicht das geistig zurückgebliebene Kind, das 20 Jahre später immer noch an den Osterhasen glaubt?


Die Verwirrung des Begriffs "glauben" entwirren:
zum Begriff des religiösen "Glaubens"

Für den Theologen Kahl geht es um Plausibilität der Hypothese:

"Es geht darum, eine erklärungsstarke Hypothese für das Dasein und Sosein der Welt zu finden, ein überzeugendes Konstruktionsmodell für ihren strukturellen und funktionalen Zusammenhang zu entwerfen. Und da lässt sich nüchtern feststellen: Ohne die Hypothese "Gott" läßt sich die Welt viel schlüssiger, klarer, redlicher, widerspruchsfreier begreifen als mit ihr! ..."

Joachim Kahl, Ist Atheismus auch nur ein religiöser Glaube?

Atheismus und Agnostizismus

Der Satz "ich glaube nicht, daß ..." bedeutet etwas völlig anderes als der Satz "ich glaube, daß ... nicht"  (von Utes Homepage)

Gut, aber: Vom Standpunkt konstruktivistischer Erkenntnistheorie verschwindet dieser feine Unterschied, wenn ich sage:
In meiner Konstruktion der Welt ("Weltbild") gibt es keinen, auch nicht den kleinsten Anlass, von der realen Existenz von Göttern auszugehen. Götter, einer oder viele, haben in meiner Konstruktion der Welt keinen Ort, bzw. allenfalls in dem Sinn, in dem auch Osterhase oder Weihnachtsmann "existieren", nämlich als Kinderglaube, aus dem ich herausgewachsen bin.

Es gibt noch eine - mehr praktische - Sache, die mir am vorsichtigen Agnostizismus missfällt. Das "Ich-weiß-eigentlich-nichts" kann auch in den Dienst des Weiterlebens einer halb abgewirtschafteten Religion gestellt werden. Es ist der Satz der religionskritischen Menschen, die davor zurückschrecken, ihr Denken konsequent in die Praxis hinein fortzusetzen. Es ist vielleicht die Ursache dafür, dass es so viel mehr Kirchenmitglieder als Gläubige gibt. Es mag gelegentlich der Satz der Mitläufer sein, die sich nach allen Seiten absichern wollen. Es mag dann Frucht einer unbestimmten Angst sein, die dem Religionsvolk natürlich mit Vorbedacht eingeimpft wird, davon kann man getrost ausgehen...

Exklusiver oder selektiver Atheismus

Das Verneinen der Existenz aller Götter bis auf einen oder wenige. Monotheismus ist - auch wenn es paradox klingt - eine Form des (exklusiven) Atheismus, denn Monotheisten bringen es fertig, zu 99,x % (alle anderen Götter) Atheisten zu sein, jedoch selektiv / exklusiv die Existenz eines einzigen Gottes zu bejahen.
Das ist schon ein bewundernswertes Kunststück, das ein besonderes Maß an Selbstsicherheit (Selbstherrlichkeit, Selbstüberschätzung) voraussetzt. Bei dieser Kunst hilft sehr: das feste Glauben!
"We are all atheists about most of the gods that societies have ever believed in. Some of us just go one god further." ("Wir sind alle Atheisten bezüglich der meisten Götter, an die Gesellschaften jemals geglaubt haben. Einige von uns gehen nur noch einen Gott weiter.")
(Richard Dawkins)
Dawkins, Teapot Atheism (Google-Video)

Hier findet man eine Liste vieler Götter, die von Monotheisten fast allesamt abgelehnt werden.

Atheismus und Autorität

Zitat aus dem Forum ATHEISTEN.ORG, Autor: Volker, vom 9.10.2006:

"Das negative Image des Atheismus ist auf mehr als 2.000 Jahre Propaganda zurückzuführen. Schon in der Antike, vor dem Christentum, galt Atheismus als ein todeswürdiges Verbrechen. Sokrates, u. a., wurde wegen "Verführung der Jugend zum Atheismus" hingerichtet. In Indien gab es - schon lange vor dem Christentum - eine ganz starke Gruppe von Atheisten (daraus ist u. a. der Jainismus hervorgegangen, aber auch der frühe Buddhismus). Bis man auf die Idee kam, den Atheismus auszurotten, in dem man die Atheisten einfach umbrachte.

Das schwer wiegende Verbrechen des Atheisten, das, was ihm niemand verzeihen kann, ist der schlichte Umstand, dass ein Atheist nicht bereit ist, einfach zu glauben, was alle glauben, dass er weiter fragt, wo sich andere schon mit den vorgefertigten Antworten abgefunden haben. Damit hinterfragt der Atheist auch jede Autorität, er untergräbt ihren Absolutheitsanspruch. Das mag sich nur auf bestimmte Bereiche beschränken oder alles umfassen, je mehr es umfasst, umso schlimmer.

Um dem zu begegnen, sagt man seit mehr als 2.000 Jahren dem Atheisten alles Schlechte nach: Da Moral nur durch Autorität kommt, muss der, der die Autorität in Frage stellt, unmoralisch sein. Da der Mensch sich mit dem Sinn des Lebens in das bescheiden muss, was ihm die Autoritäten als ihren Sinn vorgeben, und der Atheist dies nicht unhinterfragt akzeptiert, muss er ein sinnloses Leben führen (also ein Leben, das nicht den Sinn hat, den alle anderen akzeptiert haben). Ein Atheist lässt andere nicht so bereitwillig über den Zweck seines eigenen Lebens verfügen.

Manche Atheisten, um dieses schlechte Image des nicht auf Autoritäten hörenden Individualisten loszuwerden, folgen dann anderen Autoritäten."