Anfrage an MSS:

... im Forum ATHEISTEN.ORG, hier: http://atheisten.org/phpBB2/viewtopic.php?p=4060#4060 entwickelt sich gerade eine Diskussion über Ihr Buch "Manifest des evolutionären Humanismus". Eine Teilnehmerin wirft Ihnen Einseitigkeit und mangelnde "Toleranz" vor... Ich fände es auf jeden Fall spannend und erhellend, wenn Sie selbst sich dort einmal einklinken würden - falls Sie gerade Zeit und Lust dazu haben! ...


Antwort von MSS:

vielen Dank für die Mail. Leider habe ich gar keine Zeit, mich in solche Diskussionen einzuklinken.

Zum Thema Toleranz nur soviel: Toleranz ist kein Wert an sich. Wer die Intoleranz toleriert, verhält sich dadurch selber intolerant.
Deshalb auch meine Kritik an den Religionen, die von ihrem idealtypischen (nicht von dem aufklärerisch gezähmten) Selbstanspruch her gar nicht anders können, als sich über eine bloß menschliche Argumentationsweise zu erheben,  siehe hierzu S.52ff des Manifests:

Wohlgemerkt: Ich behaupte keineswegs, dass alle Menschen, die sich als religiös bezeichnen, einem solchen Idealtypus folgen. In Europa (und hier insbesondere in Deutschland) ist dies in der Gegenwart eine verschwindende Minderheit. Dies muss aber nicht so bleiben, die aufklärerische Zähmung der Religion kann auch hierzulande wieder aufgehoben werden. Die Frage ist, warum sich Menschen, die dem Idealtypus der Religion (bzw. spezieller: dem Idealtypus des Christentums) nicht folgen, sich dennoch als religiös (bzw. als christlich) bezeichnen. Um dies zu erklären habe ich im Manifest den Begriff der "Traditionsblindheit" eingeführt. Auch hierzu die entsprechende Textpassage aus dem Buch:


Ich habe bislang keine einsichtigen Argumente gehört, die das hier Ausgesprochene widerlegen würden. Natürlich hätte man das Ganze "netter", "unverbindlicher", d.h. unklarer (!!) formulieren können. Aber das war nicht das Ziel, das ich mir gesetzt habe. Ich wollte "Klartext" reden - auch wenn dies dem einen oder anderen Weichfilter-Christen (der - ohen es eingestehen zu wollen - bloß ein getarnter Humanist ist) nicht gefallen mag. Aber es wird sicherlich Leute geben, die das von mir (und anderen) so ungefiltert Gesagte soweit verwässern werden, dass es für größere Bevölkerungsgruppen erträglich wird. Hierin sehe ich aber nicht meine genuine Aufgabe. Ich versuche, radikal zu denken, d.h. an die Wurzeln vorzustoßen. Dass das hierraus entstehende Gebräu so manchem allzu bitter schmeckt - damit muss ich leben... Allerdings: "Christentumshass" sollte man mir nicht unterstellen. Ich hasse das Christentum nicht, habe persönlich auch gar keine üblen Erfahrungen mit ihm gemacht. Wahr aber ist: Ich halte das Christentum  (wie viele andere Ideologien auch) für ungeeignet, vernünftige Maßstäbe zu liefern für unser Zusammenleben im 21. Jahrhundert. Es ist (noch einmal: wie viele andere Ideologien auch!) logisch und empirisch widerlegt. Wir sollten daher, so hoffe ich,  irgendwann einmal in der Lage sein, die Idee des Christentums sterben zu lassen, bevor wieder (wie in der Vergangenheit) unzählige Menschen für diese Idee sterben müssen.

Soweit für heute. Wenn Sie wollen, können Sie diese Antwort gerne publizieren...

Mit besten Grüßen und Wünschen für 2006
MSS
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Michael Schmidt-Salomon, Dr. phil., Dipl. Päd.
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